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  • Öffentlichkeitsarbeit

Der Katastrophe trotzen



Wir können Katastrophen nicht verhindern. Wir können sie vielleicht bedingt vorhersehen.

Wir können uns auch bedingt auf sie vorbereiten.


Aber wenn sie da ist, müssen wir sie managen können, um weitere negative Auswirkungen zu vermeiden oder zumindest abzumildern.


Die Abwehr von Gefahren ist in Brandenburg Aufgabe des Landes.

Das Land als Träger der zentralen Aufgaben des Brandschutzes, der Hilfeleistung und des Katastrophenschutzes bedient sich zur Erfüllung seiner Aufgaben eines Hilfeleistungssystems, in dem die kreisfreien Städte, die Landkreise und Kommunen eingebunden sind.


Dies alles ist in der Rechtsvorschrift „Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz des Landes Brandenburg (Brandenburgisches Brand- und Katastrophenschutzgesetz - BbgBKG)“ festgehalten und nachzulesen.


Flankiert wird das Gesetz durch eine weitere Rechtsnorm, die die Mindeststärke von Personal, Technik und Ausrüstung sowie die Ausbildung und den Einsatz der Einheiten und Einrichtungen des Katastrophenschutzes verbindlich regelt.


In der Verordnung über die Einheiten und Einrichtungen des Katastrophenschutzes (Katastrophenschutzverordnung - KatSV) werden folgende Einheiten und Einrichtungen des Katastrophenschutzes aufgestellt und unterhalten:


  • Katastrophenschutzleitungen (KatSL),

  • Führungsstäbe (FüSt),

  • Schnelleinsatzgruppen-Führungsunterstützung (SEG-Fü),

  • Brandschutzeinheiten (BSE),

  • Schnelleinsatzeinheiten-Sanität (SEE-San),

  • Schnelleinsatzgruppen-Betreuung (SEG-Bt),

  • Teams der psychosozialen Notfallversorgung (PSNV),

  • Schnelleinsatzgruppen-Verpflegung (SEG-V),

  • Personenauskunftsstellen (PASt),

  • Gefahrstoffeinheiten (GSE),

  • Schnelleinsatzgruppen-Wassergefahren (SEG-W) und

  • Katastrophenschutzlager.


Wir wollen euch heute die Schnelleinsatzgruppen-Führungsunterstützung (SEG-Fü) des Landkreises Oberhavel und die Führungsunterstützungsgruppe der Feuerwehr der Stadt Hohen Neuendorf vorstellen.

Die SEG-Fü besteht aus 18 Kameradinnen und Kameraden der verschiedenen Oranienburger Ortswehren. Die aus 19 Mitgliedern bestehende BSE rekrutieren sich aus den drei Löschzügen der Stadt Hohen Neuendorf.

In Hohen Neuendorf verrichtet ein ELW-1 und ein Quad als fester Bestandteil der Brandschutzeinheit des Kreises seinen Dienst und dient samt Hohen Neuendorfer Personal der BSE als Führungsfahrzeug. In Oranienburg ist ein ELW-2 stationiert.


„Think globally, act locally“ ist das Motto der Kameradinnen und Kameraden, die in den jeweiligen örtlichen freiwilligen Feuerwehren beheimatet sind und sich seit 2020 regelmäßig treffen, um außerplanmäßig die Zusammenarbeit, Ausbildung und Kameradschaft zu intensivieren und zu vertiefen.


Neben dem fachlich inhaltlichen Austausch stehen gemeinsame Übungsdienste/Ausbildung und gemeinsam durchgeführte Einsätze auf dem Programm.

Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine breite Einsatzmöglichkeit der Kameradinnen und Kameraden über verschiedene Führungsstufen hinweg (A-D), festigt die gemeinsamen Arbeits- und Ablaufroutinen und schafft standardisierte Dokumente zur Bewältigung der Führungs- und Führungsunterstützungsaufgaben.


Am Samstag trafen sich diese beiden Gruppen zu einer gemeinsamen Übung in Hohen Neuendorf. Das gewählte Szenario „Unwetterlage“ soll nicht an die schmerzlichen Katastrophen in Nordrhein-Westfalen oder Rheinland Pfalz anknüpfen oder erinnern, sondern spiegelt eine der realistischen Möglichkeiten wider, die in Oranienburg, Hohen Neuendorf, Birkenwerder, Leegebruch, Borgsdorf und in vielen anderen Oberhaveler Kommunen eine potentielle Bedrohung darstellen.

„Nachdem der Deutsche Wetterdienst bereits die gesamte Woche vor Unwettern in Berlin und Brandenburg warnte, kam es am heutigen Samstag in den frühen

Morgenstunden ab 8:30 Uhr zu einem Unwetter im Süden Oberhavels. Alle Kommunen im Südkreis sind von den Folgen des Unwetters betroffen. Starke Gewitter führten zu Nieder-schlägen mit Wassermengen von bis zu 70l/m² und Orkanböen mit

Windgeschwindigkeiten bis zur Windstärke 11bft (bis 117 km/h). Im Südkreis sind die Städte/Gemeinden Hohen Neuendorf, [Birkenwerder] und Oranienburg am stärksten betroffen.

In Folge der Unwetterlage kam es vorrangig im gekennzeichneten Bereich zu entsprechenden Schadensbildern.

Im Schadensgebiet kommt es durch beschädigte Überlandleitungen ebenfalls zu punktuellen Stromausfällen. Die festen Befehlsstellen in den Feuerwachen Oranienburg und Hohen Neuendorf können daher nicht genutzt werden. Durch den Stromversorger wird eine flächendeckende Stromversorgung in 2 – 6 Stunden in Aussicht gestellt. Die Regionalleitstelle Nordost bat aufgrund der Menge an eingehenden Meldungen dennoch um die Unterstützung durch die betroffenen Kommunen.


Die Stadtwehrführungen beider Städte haben entschieden, die Führungsgruppen zu

ihrer Unterstützung zu aktivieren. Ferner wurde zwei Einsatzabschnitte gebildet.

  1. Einsatzabschnitt 1 – Stadtgebiet Oranienburg

  2. Einsatzabschnitt 2 – Stadtgebiet Hohen Neuendorf


Beide Einsatzabschnitte werden von den jeweiligen Einsatzleitwagen 1 besetzt und von separaten Einsatzabschnittsleitungen (EAL) geführt . Beide Einsatzabschnitte unterstehen der Technischen Einsatzleitung (TEL) im Einsatzleitwagen 2. Die technische Einsatzleitung ist besetzt durch jeweils einen Vertreter der jeweiligen Stadtwehrführung und dem Führungshilfspersonal der SEG-Fü.“

(Ausschnitt aus dem Übungskonzept © Nicole Jänicke und René Smolarski (FFW Hohen Neuendorf), Ronny Rosin und Christian Stricker (FFW Oranienburg/SEG-Fü))


Dreh- und Angelpunkt in der Bewältigung einer jedweden beliebigen Ist-Situation ist die Kontrolle über den Informationsfluss, die Möglichkeit, seinen Informationsgehalt zu priorisieren und angemessene Maßnahmen zur Veränderung der Situation zu ergreifen.


Zielgerichtete, klare Kommunikation in definierten Prozessen sorgt für ein entsprechendes Maß an Effektivität und hilft, der Flut an Meldungen, die innerhalb kürzester Zeit eingehen, entgegen treten zu können.

Die Einsatzleitwagen (ELW) sind Beschaffungen des Landkreises und stehen für jeden Einsatzleiter genau aus diesem Grund zur Verfügung.


Sie verfügen über moderne Kommunikationskanäle, können sich per Satellit mit dem Internet verbinden und bieten im Innenraum den Kameradinnen und Kameraden eine klimatisierte Umgebung.

Auf großen Monitoren kann sich die Einsatzleitung jederzeit einen Überblick über die Einsatzorte machen oder direkt Bilder von Drohnen empfangen, die über dem Lagegebiet schweben.


Die Drohnen samt Drohnenführer können im Übrigen auch direkt formlos einzeln über die Leitstelle angefordert werden.

Sie sind neben einer normalen Kamera auch mit einer Wärmeleitbildkamera ausgestattet und können so effektiv bei Waldbränden, Dachstuhlbränden oder bei der Suche von Vermissten eingesetzt werden. Das ist in der Regel schneller und preiswerter als z.B. der Einsatz eines Polizeihubschraubers.


Die Stadt Hohen Neuendorf verfügt über einen ELW-1 und die Stadt Oranienburg über einen ELW-2.

Der Letztere hat neben der Fahrerkabine einen Besprechungs- und einen Funkraum, wobei die beiden voneinander getrennt sein müssen. Der Funkraum verfügt nach DIN 14507 über mindestens drei vollwertige Fernmeldearbeitsplätze und der Besprechungsraum über mindestens fünf Sitzplätze. Die Sitzmöbel des ELW-2 bestehen bei dem Oranienburger Modell aus schicken schwarzen Bürostühlen, die leider in der Praxis zwar nicht völlig, aber doch teilweise untauglich sind. Der Hersteller Binz hat auch Bänke im Angebot, die praxistauglicher daherkommen.


Bei so viel Technik bleibt es nicht aus, dass diese auch schon einmal streikt oder zumindest etwas „zickig“ daherkommt. Die verschiedenen verbauten Komponenten unterschiedlicher Hersteller „reden“ zwar miteinander, aber ab und an kommt es auch hier - wie bei der menschlichen Kommunikation - zu Missverständnissen.

Von daher ist es von Vorteil, dass die Einsatzkräfte auch über ein gewisses Mass an IT-technischem Verständnis verfügen. Und auch dafür sind die regelmäßigen Übungen gut. Nicht nur die fachlichen Aufgaben meistern, sondern auch die kleinen Probleme am Rande.


Nach 6 Stunden Übung war der Einsatz und auch der Samstag vorbei.

Aber es hat sich für alle Beteiligten gelohnt. Das Gefühl zu haben, im Bedarfsfall sich auf die anderen Wehren zu 100% verlassen zu können, bedarfsgerecht zu helfen und die Abläufe wieder ein Stück weiter optimiert zu haben, ist der Mühe wert.

Bleibt zu wünschen übrig, dass sich möglichst viele Einsatzleiter dieser modernen Technik und seiner Führungscrew bedienen. Nicht für jeden Aschentonnenbrand, aber für Einsätze, an denen ein gewisses öffentliches Interesse besteht - und damit einhergehend die Bewältigung einer Vielzahl zusätzlicher Aufgaben gefordert ist - oder für Einsätze, die mehrere Kräfte bündeln.


Der Hausbrand an der Glienicker Spitze, die Explosion eines Wohngebäudes in Hohen Neuendorf oder die verheerenden Waldbrände in Treuenbrietzen oder Jüterbog seien hier beispielhaft genannt.

Es geht ja nicht um „mein Feuer - dein Feuer“, sondern um die bestmögliche Nutzung aller Kräfte in einer Gefahrensituation.






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